Algen



Eine Kieselalge


Kieselalgen sind besonders eindrucksvolle Vertreter der Mikrowelt, sie bauen ein Gehäuse, das wie der Name sagt im Wesentlichen aus Kieselsäure besteht, und Proteinen, die auch in de Matrix eingelagert werden. In der Bibliothek der TU Darmstadt bin ich auf ein ganz neues Buch gestossen, in dem die Frage behandelt wird, wie es diese Wesen wohl hinbekommen, einen schwer löslichen Stoff mit recht eigenwilliger Chemie zum Schalenbau zu nutzen. Dem kann man entnehmen: Niemand hat es bis heute so genau herausbekommen. Man weiss, dass Si als Si(OH)4 in monomerer Form per aktivem Transport aufgenommen wird, man weiss von einem Organell, dem SDV (Silica Deposing Vesicle), dass Si(OH)4 in Form kugelförmiger Partikel in die Schale eingelagert wird, und dass daran wahrscheinlich keine Metalle ausser Si beteiligt sind. Wie aber die die Formgebung letztlich verläft, ist ungewiss. Um die Schale vor Abbau zu bewahren, wird sie von der Diatomee "lackiert", also mit einer 8-10 nm dicken Schutzschicht versehen, deren Zusammensetzung ebenfalls unbekannt ist. Man weiss: Innerhalb der SVDs herrscht ein saures Millieu. Auch das Verhalten der Kieselalgen ist bemerkenswert. Sie bewegen sich durch das Wasser, und können offenbar unterscheiden, ob sie einem Artgenossen, einem Detritusklumpen, oder einem Sandkorn begegnen, wobei sie entweder ausweichen, oder versuchen Hindernisse aus dem Weg zu räumen.(1) Fest steht wohl, dass diese Algen zusammengenommen weltweit etwa 10 hoch 10 Tonnen Kieselsäure aus dem Wasser aufnehmen, und in ihre Hüllen einbauen.(2) Die erkennbar runden Objekte im Inneren dieser Algen sind nichts anderes als kleine Öltropfen, mit denen das Wesen regelt, ob es weiter oben, oder lieber unten schwimmt. Es wird diskutiert, dass dieses Öl aus Kieselalgen eine Rolle bei der Entstehung der Erdölvorräte dieses Planeten eine Rolle spielte. Wenn sich diese Algen nach dem Absterben als Sediment auf den Grund absetzen, verbleibt ihre Hülle als biologisch schwer abbbaubare Hinterlassenschaft, aus der Alfred Nobel per Zufall seine erste Portion Dynamit herstellte, als eine Flasche Nitroglycerin sich in Diatomenerde entleerte, die als Verpackungsmaterial diente. Sprich: Bemerkenswerte Wesen, die in jedem Gewässer vorkommen, aber kaum von sich reden machen:

pinnularia, Neofluar 25/0,6 Ph2 Im Hellfeldmodus, 10x Kpl, Canon A95



Diatomeen der Nordsee, 16x/0,35 Planachromat, Dunkelfeld, 10x Kpl, Präparation: H. Ullrich
Diatomeen gibt es auch im Meer in mannigfachen Formen, der Link führt zu einer kleinen Auswahl.



Eine Zieralge neben einem Muschelkrebs


Die Form der Chloroplasten, also der "Maschinerie" der Photosynthese einer jeden Pflanze oder Alge, ist gerade bei Zieralgen von grosser Vielfalt. Dies scheint auch der Muschelkrebs zu würdigen, der seine Augen scheinbar nicht von dem grünen Wesen lassen kann:

Muschelkrebs neben closterium ehrenbergii, Neofluar 25/0,6 Ph2 im Hellfeldmodus, 10x Kpl, Canon A95.




Fünf Zieralgen ohne Muschelkrebs

Auch diese Algen gehören zu den Zieralgen. Da sie sich nicht aktiv fortbewegen können, verbleiben sie nach ihrer Teilung in einer allmählich wachsenden "Herde", wenn sie nicht durch Strömungen getrennt werden. Diese Algen gehören mit obigem closterium zu den wohl häufigsten Zieralgen. Die Bestände vieler anderer Zieralgen sind akut bedroht, da sie z.B. in ebenso bedrohten Moorgebieten vorkommen. Rupert Lenzenweger ist der Zieralgenexperte, seine umfassenden Veröffentlichungen z.B. im Mikrokosmos oder auf seiner reich bebilderten Heimseite (mit vielen Farbtafeln zur Bestimmung) geben eine Einführung in den Formenreichtum dieser besonderen Algensorte. Zieralgen gehören wohl zu den wenigen Pflanzen, die besonders auf die Anwesenheit geringer Konzentrationen von Bariumsalzen im Wasser angewiesen sind.

cosmarium spec, Planapo 40/1,0, 10x Kpl, Canon A95.





(1)Baumann W., im Mikrokosmos (1981): Verhalten der Diatomeen. 70 104
(2) Hollemann/Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102, Aufl,, S. 922


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