Protozoen
Ein Gänsehalstierchen
Die Grösse von Protozoen schwankt zwischen wenigen Mikrometern und
einigen Millimetern. Das Gänsehalstierchen durchstreift mit
vergleichsweise eleganten Bewegungen das Wasser, und versucht Opfertiere
mit einem Toxin zu paralysieren und zu fressen. Der kleinere, hier
über dem Gänsehalstierchen zu sehende Coleps (ein recht kleines Exemplar) verfügt
über ein kreissägenartiges Organ, mit dem er anderen Ciliaten hart zusetzen kann.
Gegen das Gift des Gänsehalstierchens ist er offensichtlich immun.
Dileptus anser & Coleps spec., Neofluar 25/0,6 Ph2, Kpl 8x, Dunkelfeld, Canon A95
Amöben...
...nennt man alles, was sich in für Amöben typischer Weise fortbewegt. Der Begriff "Amöbe"
bezieht sich also nicht auf eine Art, sondern mehr auf einen "Stil". Die Methode besteht darin,
einen Teil der Zelle in eine Gewisse Richtung zu stülpen, und den Rest des Körpers nachzuziehen.
Daher sehen manche Amöben bisweilen aus wie ein Y, zumindest wenn sie unsicher sind, welche Richtung
als nächstes eingeschlagen werden sollte. Auch die Nahrungsufnahme wird auf diesem Weg bestritten.
Wenn eine Amöbe angreift, versucht sie das Opfer mit ihren Pseudopodien, den "Scheinfüsschen"
einzukesseln, um es in eine Nahrungsvakuole einzuhüllen und zu
verdauen. Ein Grossteil der
Protozoen hat so seine Methoden, solche Angriffe abzuwehren. Die Kämpfe zwischen Protozoen,
die teilweise damit enden dass eines der Tiere aufreisst und sich im ganzen Teich verteilt,(1)
erinnern oft an Ereignisse in nicht eben zimperlichen Science-Fiction-Filmen.
Manchmal wird einfach nur ein Teil aus der Beute herausgefressen. Die schrumpft dann eben,
und sieht zu wie sie wieder fett wird. Dieses Exemplar, ich schätze seine Grösse auf etwas unter
0,2 mm, ist ein eher kleiner Vertreter dessen, was man so unter Amöbe versteht:
"Amöbe", Neofluar 63/0,9 Ph3, Kpl 10x, Phasenkontrast, Canon A95
Sonnentierchen...
...gehen lieber Angeln, als sich im Ganzkörpereinsatz auf die Beute
zu stürzen.
Dazu haben sie spezielle Organe - "Axopodien". Bleibt ein Tier dort kleben, wird es wie bei der Amöbe
in eine Vakuole eingeschlossen, "am langen Arm" mit Verdauungsenzymen gewürzt, und die so
produzierte nahrhafte Flüssigkeit quasi per Strohhalm zur Zentrale geleitet.
Ist zu viel Bewegung im Wasser, kann das Sonnentierchen seine Axopodien einfahren, und auf bessere
Zeiten warten. Sonnentierchen sind in der Lage sich vom Untergrund loszumachen
um auf Reisen zu gehen, aber vor allem in ihrer sessilen (ortsfesten) Form sehr gut zu beobachten.
So wie dieses, um 0,03 mm grosses (ohne Axopodien) Exemplar:
actinophrys sol, Neofluar 63/0,9 Ph3, Kpl 10x, Phasenkontrast, Canon A95
Das Trompetentier
Ist mit bis zu einem Millimeter Länge (bisweilen noch grösser) ein ziemlich grosser Einzeller,
und streift suchend durchs Wasser, um bisweilen zwischendurch irgendwo festzumachen,
und seine namengebende Trompetenform auszubilden.
Diese "Trompete" kann dann einige Millimeter lang werden. Im Dunkelfeld, also mit
einer Methode, in der das Licht nur von der Seite kommt, kann man die
Wellenförmige Bewegung der Cilien am Rand des Trompetentiers sehen,
ich hoffe auf dem Foto ist das wenigstens zu erahnen. Die grasgrünen Partikel
im Inneren des Trompetentieres sind vom Trompetentier gefressene Algen,
es macht aber teilweise auch vor Rädertieren oder Artgenossen nicht halt.
Dieses Exemplar ist aber offenbar vegetarisch veranlagt:
stentor coeruleus, Planachromat 16/0,35, Kpl 10x, Dunkelfeld, Canon A95
Wer vom Stentor mehr sehen möchte, kann hier weiterschauen, ich habe ihn bei einem
zärtlichen "tete a tete" mit einem Rädertier erwischt.
Ein Pantoffeltier...
...zu beobachten ist eine ziemlich hektische Sache, dadiese Gesellen sehr schnell schwimmen, und das Bildfeld meist
genauso schnell verlassen, wie sie hereingetreten sind. Das hier abgebildete Paramecium Bursaria ist da vergleichsweise pflegeleicht,
und verbringt anderst als andere Ciliaten einige Zeit an einem Fleck. Man kann
Paramecien leicht mit einer Hand voll Heu oder Gras und einem Glas Wasser aus einem Tümpel selbst heranziehen.
Nach dieser Methode wurden diese Wesen historisch auch "Infusorien" genannt, "Infusorium" ist der
altbackene Name für einen "Aufguss". Sie sind klassische Mikroskopiker-Haustiere.
Aber auch dieses Exemplar fand sich ganz unaufgegossen in einer grossen Zinkwanne im Garten.
Man sieht ausser den grünen "Zoochlorellen" im Zellkern recht schön die Chromosomen:
paramecium bursaria, Neofluar 63/0,9 Ph3, Phasenkontrast, Okular 8x Kpl, Canon A95
Cyclidium...
...gehöhrt wohl zu den Gesellen, die sich nur sehr ungern ablichten lassen, weil es nur kurz an einer Stelle
verharrt, um dann mit Hilfe seines "Segels" blitzschnell den Standort zu wechseln. Bis man es an seinem neuen Platz
aufgefunden hat, ist es meist schon wieder dabei weiterzuflitzen. Michael Dillberger gelang es nach einigem
gutem Zureden trotzdem, ein solches Wesen inclusive Segel fotografisch festzuhalten. Er hat mir netterweise erlaubt,
die sehr gelungene Fotografie hier zu veröffentlichen. Die Rechte an dem Bild liegen ansonsten bei
Michael Dillberger, vor Verwendung bitte mit ihm Rücksprache halten. Ich schätze die Grösse auf
etwa 20 Mikrometer, also nur 0,02 Millimeter. Diese Wesen fressen ausschliesslich Bakterien:
cyclidium citrullus, Planapo 40/1,0, Differenzial-Interferenzkontrast, Pentax istDS
(1) Rudolf Väth im Mikroksomos Heft 9 von 1992:"Amöbe gegen Paramecium: Zwei
Verlierer."
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